Plötzlich strategisch

Ganz beiläufig erfuhren Berchings Stadträte kürzlich im Haupt- und Finanzausschuss, dass „die neue Marketingstrategie der Stadt Berching um die Vermarktung der Kulturhalle erweitert“ wurde. Längergedienten Räten ist weder eine alte, noch eine neue Strategie bekannt. So eine Handlungsrichtlinie wurde dem Gremium weder vorgestellt, noch, wie es die Bayerische Gemeindeordnung und die Geschäftsordnung vorschreibt, mit ihm abgestimmt. Vielmehr wurde ein Tourismus- und Freizeitkonzept, das im Kern auch eine Marketingstrategie enthält, seit 2008 mehrmals angekündigt, immer wieder aus dem Rat nachgefragt, aber nie erarbeitet. Hingegen waren fehlende Koordination, Zusammenarbeit und Zielorientierung, unreflektierte Aktivitäten und Ineffizienz im Tourismusbereich mehrfach Anlass für Kritik. Unsere Nachfrage in der Sitzung ergab dann, dass nichts Schriftliches fixiert sei, die Aktivitäten rund um die neue Kulturhalle aber mit den bestehenden Aktivitäten abgestimmt seien.

Wir halten nach wie vor eine umfassende, qualifiziert erarbeitete und vom Stadtrat legitimierte Tourismus- und Freizeitstrategie für erforderlich und überfällig. Sie bedarf auch schriftlicher Formulierung. Die neue Halle spielt dabei eine wichtige Rolle. Wir meinen, unsere Großgemeinde hat die letzten 20 Jahre wesentliche Chancen verstreichen lassen, die der „sanfte Tourismus“ und das wachsende Bewusstsein für eine gesunde und naturverträgliche Lebensweise bieten. Die Radlerwelle, die steigende Beliebtheit des Wanderns und – ganz aktuell – coronabedingter Urlaub in Deutschland abseits der überlaufenen Attraktionen: Unsere Großgemeinde bringt ihre Stärken nicht zur Geltung, weder bei potenziellen Besuchern noch zugunsten der Wohnbevölkerung. Manche Nachbargemeinden scheinen da weit zielgerichteter zu sein und bei weniger Potential erfolgreicher.

Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass in der Kooperation aus Wirten, Veranstaltern, Vereinen, regionalen Verbunden und qualifizierten Touristikern in der Verwaltung das Versprechen einer Freizeit- und Tourismusstrategie nach langen Jahren endlich eingelöst wird. Zusätzlicher externer Sachverstand kann nicht schaden. Im ersten Schritt muss Einigkeit darüber geschaffen werden, in welche Richtung es gehen soll, damit alle Beteiligten am sprichwörtlichen „gleichen Strick“ ziehen können. Und dann sind pfiffige Maßnahmen gefragt, unser Potential bestmöglich zur Geltung zu bringen. Nur eine gut koordinierte Gemeinschaftsaktion verspricht einen spürbaren Ertrag aus knappen Mitteln.

Demokratisches Forum Berching
V.i.S.d.P.: Dr. Franz Donhauser